Mit Auge-Hand-Koordination wird das Koordinieren der Handbewegungen durch die optischen Reize des Auges bezeichnet. Auge-Hand-Koordination tritt dementsprechend täglich in unserem Alltag auf, sobald wir eine bestimmte Bewegung aufgrund unserer visuellen Wahrnehmung ausführen. Sei es beim Tippen am Computer, Essen mit Messer und Gabel oder beim Auffangen eines fallenden Gegenstandes.
Beim Tontaubenschießen spielt die Auge-Hand-Koordination eine zentrale Rolle, da hier optische Reize (das Erfassen der Wurfscheibe) möglichst schnell in eine optimale motorische Aktion unseres Bewegungsapparates (das Führen der Flinte und das Abdrücken) umgesetzt werden müssen.
Da Anforderungen an die Auge-Hand-Koordination uns im Alltag immer wieder begegnen, gibt es zahlreiche Übungen und Trainingsmöglichkeit um diese weiter zu verbessern.
Ballsportarten
Klassische Mannschaftssportarten wie Basketball, Handball und Volleyball oder Rückschlagspiele wie Tischtennis, Squash, Badminton und Tennis schulen durch jeden Ballkontakt die Auge-Hand-Koordination der Spieler. Auch weniger bewegungsintensive Ballsportarten wie Boccia oder Boule eignen sich optimal als Trainingsmöglichkeit.
Ballspiele
Ballspiele mit der Anforderung des Fangen und Werfens sind eine weitere Möglichkeit und erfordern weder Spielfeld noch Mannschaften. Allein das gegenseitige Zuwerfen eines Balles oder das Werfen auf Ziele trainiert die Auge-Hand-Koordination.
Beliebte Ballspiel-Varianten
Dosenwerfen
Das vom der Kirmes bekannte Dosenwerfen lässt sich mit ein paar leeren Konservendosen und Tennisbällen auch im Garten durchführen. Die Schwierigkeit lässt sich sowohl durch die Entfernung zum Ziel als auch durch schwerer zu treffende Dosenkonstruktionen anpassen. Wer die räumlichen Möglichkeiten dazu hat, kann probieren, den Dosenturm über Bande zu treffen – also erst auf eine Wand werfen, so dass der Ball nach dem Wandkontakt den Dosenturm trifft.
Distanzwerfen
Zwei Partner stehen im Abstand von einem Meter voreinander und werfen sich abwechselnd einen Ball zu. Nach jedem erfolgreichen Fangen gehen beide jeweils einen Schritt zurück. Die Schwierigkeit nimmt schnell zu und lässt sich durch verschiedene Ballarten (Tennisball, Handball, Volleyball, Basketball) noch weiter anpassen.
Werfen & Rennen
Das Spielprinzip ist einfach: An einem festgelegten Startpunkt wird ein Ball hoch geworfen und in möglichst großer Entfernung wieder gefangen. Wer schafft die größte Distanz? Ein Versuch ist nur gültig, wenn der Ball den Boden nicht berührt.
Reaktionsfangen
Ein Fänger steht mit dem Rücken zum Werfer. Sobald dieser den Ball loswirft, gibt er gleichzeitig ein deutliches akustisches Signal („Hepp!“). Der Fänger versucht nun sich umzudrehen und den bereits fliegenden Ball zu fangen. Auch diese Übung lässt sich durch die Distanz der Spieler sowie einer Auswahl an unterschiedlichen Bällen sehr gut variieren.
Jonglieren
Jonglieren ist eine beliebte Bewegungsaufgabe zur Schulung der Auge-Hand-Koordination, da sich der Bewegungsablauf nur aus Werfen und Fangen zusammen setzt. Allein das Erlernen einer flüssigen 3-Ball-Jonglage schlägt sich in deutlichen koordinativen Verbesserungen nieder.
Jonglieren lernen
1. Körperhaltung
Die Grundlage für entspanntes Jonglieren ist eine entspannte Körperhaltung. Vor jeden Training sollte man dementsprechend auf folgende Punkte achten:
- Schulterbreiter Stand mit leicht gebeugten Knien
- Entspannte Schultermuskulatur – Schultern nicht hochziehen
Beim Werfen und Fangen eines Balles ist weiterhin zu beachten:
- Der Ball wird durch das Ausholen des Unterarms geworfen, nicht aus dem Handgelenk.
- Beim Abwurf und beim Fangen sollte der Winkel zwischen Unter- und Oberarm etwa 90 Grad betragen – also nicht auf Augen- oder Brusthöhe werfen und fangen.
2. Übungen mit einem Ball
- Ball gerade hoch werfen und wieder fangen
- Ball abwechselnd von Hand zu Hand werfen
Folgende Punkte sind hierbei zu beachten:
- Der Ball erreicht seinen höchsten Punkt etwa auf Augenhöhe.
- Der Ball „klatscht“ beim Fangen nicht in die Hand, sondern wird durch Nachgeben der Hand in Flugrichtung möglichst lautlos gefangen.
- Das Nachgeben der Hände beim Fangen geht direkt in die Ausholbewegung des nächsten Wurfs über.
- Der Ball beschreibt beim Wurf von einer Hand zur anderen und wieder zurück das Muster einer liegenden Acht.
3. Übungen mit zwei Bällen
- Bälle abwechselnd jeweils gerade hoch werfen und wieder fangen
- Bälle aus beiden Händen gleichzeitig gerade hoch werfen und wieder fangen
- Beide Bälle nacheinander gerade hoch werfen und entsprechend nacheinander wieder fangen (Werfen, Werfen – beide Hände sind kurz leer – Fangen, Fangen)
- Die gleiche Übung, nur werden beide Bälle jeweils in die andere Hand geworfen (Rechts wirft, Links wirft, – beide Hände sind kurz leer – Links fängt, Rechts fängt)
- Beide Bälle werden der Übung mit einem Ball entsprechend so geworfen, dass beide Flugbahnen das Muster einen liegenden Acht beschreiben.
Folgende Punkte sind hierbei zu beachten:
- Die Bälle haben ungefähr die gleiche Wurfhöhe.
- Jede Übung startet immer abwechselnd aus der starken und der schwachen Hand.
- Die vier Zeiten (1. Werfen-rechts, 2. Werfen-links, 3. Fangen-rechts, 4. Fangen-links) werden gleichmäßig geworfen und gefangen. Bei einer optimalen Wurfabfolge lässt sich der entsprechende Rhythmus durchzählen (1, 2, 3, 4 statt 1, 2, – Pause – 3, 4)
4. Übungen mit drei Bällen
Zwei Bälle liegen voreinander in der starken Hand, der vordere Ball wird als erstes geworfen. Ein Ball liegt in der schwachen Hand. Alle drei Bälle werden nacheinander über Kreuz abgeworfen und nicht gefangen.
Beispiel für Rechtshänder: 1. Wurf rechte Hand (vorne), 2. Wurf linke Hand, 3. Wurf rechte Hand (hinten)
Auch hierbei sind der Abwurfrhythmus und die Bodenberührung im Idealfall jeweils gleichmäßig durchzählbar (Werfen, Werfen, Werfen, – Pause – Boden, Boden, Boden) Kontrolle: Beim Start mit zwei Bällen in der rechten Hand, sieht das Muster auf dem Boden genau umgekehrt aus. Zwei Bälle liegen links und ein Ball rechts.
Nun werden bei der gleichen Wurfabfolge erst einer, dann zwei und dann drei Bälle gefangen. Bei Problemen mit dem Wurfrhythmus: Sobald der erste Ball seinen höchsten Punkt erreicht hat und wieder zu fallen beginnt, wird der zweite Ball abgeworfen. Sobald dieser seinen höchsten Punkt erreicht hat, der dritte Ball.
Ist diese Übung gemeistert, wird Schritt für Schritt ein weiterer Wurf angehängt. Die fortlaufende Abfolge dieses Musters ist die so genannte 3-Ball-Kaskade – das Grundmuster der Jonglage mit 3 Bällen.
Sport Stacking
Ob Sport Stacking, Speed Stacking oder einfach Becherstapeln – gemeint ist das schnelle und fehlerfreie Auf- und Abbauen von vorgegebenen Becherpyramiden. Ähnlich dem Jonglieren schult Sport Stacking neben der Auge-Hand-Koordination auch das Reaktionsvermögen.
Mehr über Sport Stacking
Eine Grundfigur des Sport Stacking ist das Auf- und Abbauen einer aus drei Bechern bestehenden Pyramide. Beim bekanntesten Muster der Einzeldisziplinen, dem so genannten 3-3-3, müssen drei solcher Pyramiden hintereinander Auf- und Abgebaut werden. Die Zeit wird dabei über eine berührungsempfindliche Stoppuhr gemessen, die erst startet, wenn die Hände des Staplers die entsprechenden Berührungspunkte verlassen.
Der folgende Videobeitrag gibt einen guten Einblick in die Welt des Sport Stackings:
Kneipenspiele
Mit typischen Kneipenspielen wie Dart, Billard und Kicker kann die Auge-Hand-Koordination auch in der Freizeit trainiert werden. Besonders hervorzuheben ist dabei Tischfussball / Kicker, da hier beide Hände gleichermaßen beansprucht werden.
Videospiele
Die meisten Videospiele beanspruchen die Auge-Hand-Koordination des Spielers – sei es durch Steuermanöver bei Sportsimulationen oder Ausweichen von gegenerischen Angriffen bei Action-Titeln. Sowohl der Umgang mit den Controler, als auch das Spielen mit Maus und Tastatur hat einen Trainingeffekt auf unsere koordinativen Fähigkeiten.
Für z.B. einen reinen Rechtshänder ist es notwendig intensiv die Koordination Auge – linke Hand/Arm zu üben, denn die linke Hand/Arm muss treffen!